Plötzlicher Lastwegfall beim Generator

K

Kent

Guest
Hallo,

ich habe eine Frage an die Fachleute zu folgendem Szenario:

In einem Kraftwerk läuft eine Synchronmaschine im Hochlastbetrieb.
Plötzlich wird die gesamte Netzlast von der Maschine getrennt, z.B.
wenn die Ausgangsleitungen zerreißen.
Frage:
Wie wird mit so einem Fall umgegangen? Wie wird er geregelt?
Wie verhält sich die Maschine? Dreht sie plötzlich hoch?
Ich vermute, dass die Antriebsenergie, d.h. der Dampf für die Turbine,
in irgendeiner Weise von dieser abgeleitet oder abgeschaltet werden
muß.

Gruß
Kent
 
In einem Kraftwerk läuft eine Synchronmaschine im Hochlastbetrieb.
Plötzlich wird die gesamte Netzlast von der Maschine getrennt, z.B.
wenn die Ausgangsleitungen zerreißen.
Frage:
Wie wird mit so einem Fall umgegangen? Wie wird er geregelt?
Wie verhält sich die Maschine? Dreht sie plötzlich hoch?
Ich vermute, dass die Antriebsenergie, d.h. der Dampf für die Turbine,
in irgendeiner Weise von dieser abgeleitet oder abgeschaltet werden
muß.
Da vermutest du richtig. Die Drehzahl der Turbine wird überwacht und
wenn die durch den plötzlichen Wegfall der Last hochdreht wird wird der
Dampf schnell umgeleitet, da die Turbine typ. nur 20% mehr als die
normale Drehzahl aushält.

Bis die Tage
Georg
 
Kent <paschulze@gmx.net> schrieb im Beitrag <9e711dca.0310010244.7547685f@posting.google.com>...
Wie wird mit so einem Fall umgegangen? Wie wird er geregelt?
Man kann sogar eine Kurzzeit-Dummy-Last reinschalten.

Wie verhält sich die Maschine? Dreht sie plötzlich hoch?
Ja.

Ich vermute, dass die Antriebsenergie, d.h. der Dampf für die Turbine,
in irgendeiner Weise von dieser abgeleitet oder abgeschaltet werden
muß.
Ja, moeglichst automatisch, sonst geht die Maschine schon mal
(spektakulaer) kaputt.

-> de.sci.ing.elektrotechnik

aber die Kontrolle eines weitverzweigten Wechselstromnetzes ist zwar
recht diffizil und erfordert jede Menge Erfahrung, wird aber seit 100
Jahren beherrscht )also ohne Elektronik und Computer-Vernetzung).
Erst neuerdings, wo an Stelle des Share Holder Values die Erfahrung
nichts mehr zaehlt und Arbeiter per Definition dumm sind (damit sich
die Manager beim Abzocken um so klueger fuehlen koennen) kommt es
schon mal vor, das man Stromnetze nicht mehr im Griff hat.
--
Manfred Winterhoff, reply-to invalid, use mawin at despammed.com
homepage: http://www.geocities.com/mwinterhoff/
de.sci.electronics FAQ: http://dse-faq.elektronik-kompendium.de/
Read 'Art of Electronics' Horowitz/Hill before you ask.
Lese 'Hohe Schule der Elektronik 1+2' bevor du fragst.
 
Kent schrieb:
Hallo,

Ich vermute, dass die Antriebsenergie, d.h. der Dampf für die Turbine,
in irgendeiner Weise von dieser abgeleitet oder abgeschaltet werden
muß.
Hallo,

bei manchen Kraftwerken gibt es sogar einen Schalldämpfer durch den der
Dampf vom Kessel abgeblasen werden kann. Natürlich muss der Dampf auch
so hoch austreten das da niemand durch den Heißdampf verbrüht werden
kann. Abschalten der Kesselheizung wirkt nicht schnell genug, der
zulässige Maximaldruck des Kessels darf nicht überschritten werden.

Bye
 
"MaWin" <me@privacy.net> schrieb:

Ja, moeglichst automatisch, sonst geht die Maschine schon mal
(spektakulaer) kaputt.
Zu DDR-Zeiten so geschehen im Braunkohlenkraftwerk Boxberg.
Warum und wieso sich die Maschine in ihre Einzelteile aufgelöst
hat weiss ich leider nicht. Die Einwohner von Weiswasser wurden
damals von der Geräuschentwicklung aus der Nachtruhe gerissen.
Weiters wurde von einer durchschlagenen Maschinenhallenwand
berichtet.
Vielleicht weiss einer der hier Anwesenden mehr darüber

Michael
 
"Michael W. Stopp" <miwesto@web.de> wrote in message
news:3f7ac6e4$0$25159$9b4e6d93@newsread2.arcor-online.net...
"MaWin" <me@privacy.net> schrieb:

Ja, moeglichst automatisch, sonst geht die Maschine schon mal
(spektakulaer) kaputt.

Zu DDR-Zeiten so geschehen im Braunkohlenkraftwerk Boxberg.
Warum und wieso sich die Maschine in ihre Einzelteile aufgelöst
hat weiss ich leider nicht. Die Einwohner von Weiswasser wurden
damals von der Geräuschentwicklung aus der Nachtruhe gerissen.
Weiters wurde von einer durchschlagenen Maschinenhallenwand
berichtet.
Vielleicht weiss einer der hier Anwesenden mehr darüber

Hi Michael,

meines Wissens wurde die Maschine gerade runter gefahren. Beim Runterfahren
bleibt der Generator so lange am Netz, bis er fast zum Motor wird. Der
Schalter im Kraftwerk war wohl defekt. Der Schaltwart im Umspannwerk war
nicht zu erreichen (der suchte wohl gerade einen Fehler in der
Druckluftversorgung). Somit wurde aus dem Generator ein Motor und das ging
nicht gut (das mit der Hallenwand passt wohl). Von der Leistung muss es was
so zw. 250 und 500 MW gewesen sein.

Gruß

Torsten
--
www.goetzke-online.de
 
Torsten Goetzke schrieb:
meines Wissens wurde die Maschine gerade runter gefahren. Beim Runterfahren
bleibt der Generator so lange am Netz, bis er fast zum Motor wird. Der
Schalter im Kraftwerk war wohl defekt. Der Schaltwart im Umspannwerk war
nicht zu erreichen (der suchte wohl gerade einen Fehler in der
Druckluftversorgung). Somit wurde aus dem Generator ein Motor und das ging
nicht gut (das mit der Hallenwand passt wohl). Von der Leistung muss es was
so zw. 250 und 500 MW gewesen sein.
Hallo,

kann nicht so gewesen sein. Der Generator als Motor dreht auch nicht
schneller als im normalen Generatorbetrieb. Weshalb also sollte es da
den Generator zerlegen wenn der noch mit Nenndrehzahl rotiert?

Bye
 
"Uwe Hercksen" <hercksen@mew.uni-erlangen.de> wrote in message
news:3F7ACC92.3060804@mew.uni-erlangen.de...
Torsten Goetzke schrieb:

meines Wissens wurde die Maschine gerade runter gefahren. Beim
Runterfahren
bleibt der Generator so lange am Netz, bis er fast zum Motor wird. Der
Schalter im Kraftwerk war wohl defekt. Der Schaltwart im Umspannwerk war
nicht zu erreichen (der suchte wohl gerade einen Fehler in der
Druckluftversorgung). Somit wurde aus dem Generator ein Motor und das
ging
nicht gut (das mit der Hallenwand passt wohl). Von der Leistung muss es
was
so zw. 250 und 500 MW gewesen sein.

Hallo,

kann nicht so gewesen sein. Der Generator als Motor dreht auch nicht
schneller als im normalen Generatorbetrieb. Weshalb also sollte es da
den Generator zerlegen wenn der noch mit Nenndrehzahl rotiert?

Habe ich ja auch nicht behauptet. Vielmehr muss sich das System
aufgeschwungen haben und sich darüber zerlegt haben.

Gruß

Torsten
--
www.goetzke-online.de
 
"Michael W. Stopp" <miwesto@web.de> wrote:

"MaWin" <me@privacy.net> schrieb:

Ja, moeglichst automatisch, sonst geht die Maschine schon mal
(spektakulaer) kaputt.

Zu DDR-Zeiten so geschehen im Braunkohlenkraftwerk Boxberg.
Es kann aber auch anders ablaufen:

http://www.unterhaltungsspiele.com/Weihnachten/adventkraftwerk.htm

Norbert
 
Norbert Hahn wrote:

http://www.unterhaltungsspiele.com/Weihnachten/adventkraftwerk.htm
.... stammt aus der NDR 2 Rundfunksatire "Stenkelfeld": CD 3, Track 25,
"Die Weihnachtsbeleuchtung".

Gruß,
Michael
 
Was ich auf jeden Fall weiß, ist, dass der Generator beim plötzlichen
Wegfall der Last eine satte Überspannung produziert.
Habe ich erst vor kurzem im Zeigerdiagramm zum Synchrongenerator
gesehen ...

Gruß,
Matthias
 
"Torsten Goetzke" schrieb
"Uwe Hercksen" schreibselte

Schnipp Schnapp, Rest weg
schneller als im normalen Generatorbetrieb. Weshalb also sollte es da
den Generator zerlegen wenn der noch mit Nenndrehzahl rotiert?

Habe ich ja auch nicht behauptet. Vielmehr muss sich das System
aufgeschwungen haben und sich darüber zerlegt haben.
Ich weiss aus meinem Studium in Berlin (ist ca. 30 Jahre her) von einer
Geschichte bei Siemens im Prüffeld für Generatoren, dass da mal bei einem
Generator bei Leerlauftest mit ca. 4000 U/min sich ein Ständerwicklungsteil
mit dem Läufer verkeilt hat. Der Generator hat sich dabei vom Sockel
gerissen und ist im Freiflug durch die Testhalle geflogen. Gelandet soll er in
einem Hafenbecken in der Nähe sein.

Bei einem Turboläufer mit ca. 1m Durchmesser und einigen Metern länge
kommt da eine schöne Schwungmasse heraus.

Gruß
Manfred
 
Danke für die aufschlußreichen Antworten. ;-)

Grüsse
Kent

paschulze@gmx.net (Kent) wrote in message news:<9e711dca.0310010244.7547685f@posting.google.com>...
Hallo,

ich habe eine Frage an die Fachleute zu folgendem Szenario:

In einem Kraftwerk läuft eine Synchronmaschine im Hochlastbetrieb.
Plötzlich wird die gesamte Netzlast von der Maschine getrennt, z.B.
wenn die Ausgangsleitungen zerreißen.
Frage:
Wie wird mit so einem Fall umgegangen? Wie wird er geregelt?
Wie verhält sich die Maschine? Dreht sie plötzlich hoch?
Ich vermute, dass die Antriebsenergie, d.h. der Dampf für die Turbine,
in irgendeiner Weise von dieser abgeleitet oder abgeschaltet werden
muß.

Gruß
Kent
 
In article <3F7ACC92.3060804@mew.uni-erlangen.de>,
Uwe Hercksen <hercksen@mew.uni-erlangen.de> writes:
Torsten Goetzke schrieb:

meines Wissens wurde die Maschine gerade runter gefahren. Beim Runterfahren
bleibt der Generator so lange am Netz, bis er fast zum Motor wird. Der
Schalter im Kraftwerk war wohl defekt. Der Schaltwart im Umspannwerk war
nicht zu erreichen (der suchte wohl gerade einen Fehler in der
Druckluftversorgung). Somit wurde aus dem Generator ein Motor und das ging
nicht gut (das mit der Hallenwand passt wohl). Von der Leistung muss es was
so zw. 250 und 500 MW gewesen sein.

Hallo,

kann nicht so gewesen sein. Der Generator als Motor dreht auch nicht
schneller als im normalen Generatorbetrieb. Weshalb also sollte es da
den Generator zerlegen wenn der noch mit Nenndrehzahl rotiert?

Bye
Was gibt es da für einen Grund, die Erregung auf der Maschine zu lassen?

Wenn die fehlt, passiert och wohl gar nichts, weder Motor noch Generator.
Man müßte halt zusätzlich dafür sorgen, daß die Turbine keinen Dampf mehr
bekommt.

Holm
--
L&P::Kommunikation GbR Holm Tiffe * Administration, Development
FreibergNet.de Internet Systems phone +49 3731 41930
Bereich Server & Technik fax +49 3731 4196026
D-09599 Freiberg * Nonnengasse 31a http://www.freibergnet.de
 
Was gibt es da für einen Grund, die Erregung auf der Maschine zu lassen?

Wenn die fehlt, passiert och wohl gar nichts, weder Motor noch Generator.
Man müßte halt zusätzlich dafür sorgen, daß die Turbine keinen Dampf mehr
bekommt.
Ja, genau Holm!

Tschüß
Steffen
 
Kent wrote:
In einem Kraftwerk läuft eine Synchronmaschine im Hochlastbetrieb.
Plötzlich wird die gesamte Netzlast von der Maschine getrennt, z.B.
wenn die Ausgangsleitungen zerreißen.
Frage:
Wie wird mit so einem Fall umgegangen? Wie wird er geregelt?
Wie verhält sich die Maschine? Dreht sie plötzlich hoch?
Ich vermute, dass die Antriebsenergie, d.h. der Dampf für die Turbine,
in irgendeiner Weise von dieser abgeleitet oder abgeschaltet werden
muß.
Beim Kernkraftwerk recht unangenehm. Es gibt für diesen
Fall die Schnellschlussventile vor der Turbine, die wirklich
äusserst schnell (Sekundenbruchteile?) schliessen. Bei
Anlagen mit kleiner Bypasskapazität erfolgt Reaktorschnell-
abschaltung (Beznau), bei genügend Bypass (Gösgen) kann
weitergefahren werden, angeblich mit Turbine auf kleiner
Leistung (Eigenbedarf). Diese moderneren Anlagen haben
aber vorprogrammierte Stabstellungen und ähnliche Tricks
auf Lager, da ist das eher möglich. Ob man es tatsächlich
wagt, weiss ich jetzt nicht, grosse Reaktoren sind da
schwerer im Teillastbereich zu regeln (Inhomogenitäten,
Oszillationen, ....).

--
mfg Rolf Bombach
 

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