Studie zu Studienanfängern...

  • Thread starter Eric Bruecklmeier
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Axel Berger schrieb:
Marte Schwarz wrote:
was man als Ingenieur tunlichst nie mehr von Hand löst.

Natürlich nicht. Manm sollte es aber von Hand lösen *können* um zu
verstehen, was dabei genau passiert. Erst wenn man es an einem
3*3-Muster wirklich begriffen hat, kann man es guten Gewissens auf die
3000*3000-Anwendung loslassen.

Das ist eine Illusion. Klar, sollte man mal gemacht haben. Aber zu
denken, der zweite Fall wäre dann einfach \"analog\" ist generell falsch.
Eine 3x3 Matrix kann man von Hand diagonalisieren. Eine 3000x3000 geht
prinzipiell nicht. Da kommen gänzlich andere Verfahren zum Einsatz.
Die füllen Bibliotheken; das macht gar keinen Sinn, sich da einzuarbeiten.
Unsere Leistungsfähigkeit heute kommt ja gerade von der Möglichkeit,
hier zu abstrahieren.
Knopf Drücken und Ergebnis Abschreiben ist Harry Potter und
Zauberlehrling. Das Ergebnis ist zweifelsfrei richtig, die Frage bleibt,
*was* da eigentlich berechnet wurde und ob es mit der Fragestellung zu
tun hat.

Klar, die Fehlermöglichkeiten heute sind viel tiefer und weiter :-].
Jede weitere Abstraktionsebene erhöht die Gefahr der Cargo Cult Science.
Vor nur wenigen Jahren waren von einer Woche auf die nächste dreißig bis
fünfzig Seiten vorzubreiten und wer unvorbereitet kam,, flog ohne
Schein raus. Heute wird die Hälfte der Seminarstunde damit verplempert,
gemeinsam im Seminar fünf Seiten Text zu lesen. Hausaufgabe als
Vorbereitung geht nicht, denn \"das macht sowieso keiner\". Damit kannst
Du die Idee und den Anspruch eines wissenschaftlichen, akademischen
Studiums komplett knicken.

Irgendwie hat generell die Mentalität geändert. Mathe-Vorlesungen hatte ich
am Samstag. Der Saal war voll (Conzelmann).

--
mfg Rolf Bombach
 
Heinz Schmitz schrieb:
Ein Teil des Problems liegt eventuell bei den Lehrkräften, die die
Sache so kompliziert und abgehoben wie möglich darstellen. Da
sehen sie doch intelligenter aus. Ich glaube seit langem, dass die
Lehrbücher aus USA viel besser lehren als unsere.

Da muss man gar nicht glauben, das ist einfach so.
Allerdings haben die USA auch einen grösseren Vorrat, aus
dem man schöpfen kann. Und in den Universitäten hat man
einen weitaus brutaleren Wettbewerb als hier.

--
mfg Rolf Bombach
 
Eric Bruecklmeier schrieb:
In den USA (die viele Entwicklungen vorweg nehmen) sieht die Situation oftmals aus, wie hierzulande in den 50ern und 60ern - Aufgaben die keiner mehr übernehmen möchte, werden von \"Gastarbeitern\"
übernommen. Das geht bis in die Bereiche der akademischen Ausbildung, man braucht nicht nur mal die Staff Seite einer EE Fakultät irgendeiner beliebigen Provinzhochschule anschauen. Solange diese
Leute anschließend hier bleiben habe ich damit kein Problem, aber ich fürchte das führt zu einem massiven \"brain drain\". Wenn die TUM ihre Studienplätze in Elektrotechnik nur mit Hilfe von 70%
ausländischen Studenten voll bekommt, dann sollte einem das wirklich zu denken geben...

Das ist nicht nur USA-typisch. \"Mein\" Doktorand war jetzt anderthalb Jahre
an der UNSW Sydney (unfreiwillig verlängert wegen Buschbränden und Corona).
So wie ich das sehe hat es dort bei den Ings kaum je einen einzigen Inländer.
Masch-Ing praktisch vollständig in Koreanischer Hand. Sehr merkwürdig.

> Eine geniale Lösung habe ich allerdings auch nicht parat. Das Problem wird sich wohl nur gesellschaftlich angehen lassen, aber das würde ein Bewußtsein für das Problem voraussetzen.

Man meint wohl, alles liesse sich durch hinreichend lange Diskussionen lösen.
Am besten so, dass kein gesellschaftlicher Konsens entsteht, auf diesen müssten
ja Handlungen folgen.

--
mfg Rolf Bombach
 
Eric Bruecklmeier schrieb:

> Zu E-Technik an der RUB sage ich jetzt lieber nichts ;-)

\"Eine Diode kann man gar nicht falsch einbauen, da sie nur
zwei Anschlüsse hat.\" Prof. Thomas D., RUB.

--
mfg Rolf Bombach
 
Edzard Egberts <news@edzeg.net> wrote:

Wenn sich jetzt nur noch drei bis vier Leute pro Stelle bewerben, wird
das im Gegensatz zu früheren Zeiten natürlich als \"Mangel\" empfunden und
behindert das Lohndumping, die Einfuhr migrantischer Goldstücke hat das

Ich sehe das Problem eher darin das es nicht den \"Ingenieur\" gibt. Das
Berufsfeld ist viel zu komplex geworden. Wuerde meine Firma fuer mich
irgendeinen anderen guten Nachrichtentechnikingenieur einstellen so
wuerde der IMHO 1Jahr brauchen bis er halbwegs versteht was Sache ist
und 2Jahre bis er mich vollumfaenglich ersetzen kann. Vorausgesetzt
natuerlich es gibt noch jemanden der es ihm erklaert.

Man hat aber eher die Vorstellung jemand zu finden der sofort krass
produktiv ist sobald man ihm den Weg zum Klo gezeigt hat und seinen
Firmenlaptop ausgehaendigt hat, das ist aber geradezu bizarr.
Wobei ich Firmen kenne wo es von der Einstellung bis zum aushaendigen
des Firmenlaptops auch schon einen Monat braucht. :)

Desweiteren werden auch die Projekte sehr viel komplexer und dauern
entsprechend auch laenger. Das fuehrt dann dazu das Berufsanfaenger
auch heute auch deutlich laenger brauchen bis sie faehig sind. Einfach
weil man schon 2-3Projekt mitgemacht haben muss bis man weiss wie es
laeuft.

Andererseits, erklaerst du jemanden aus der Fuehrungsetage das er
beliebig ersetzbar ist, da jemand der heute eine Fahrradfirma geleitet
hat, morgen problemlos eine Autofirma leiten kann, so wirst du
Entruestung erleben. Umso erstaunlicher wenn dann dieselben Leute der
Meinung sind ET-Ingenieure ueber Exceltabellen beliebigen Projekten
stundenweise zuweisen zu koennen. Das zeigt das die vorne und hinten
nicht mehr wissen was in ihrer Firma passiert, beweisst also das sie
beliebig austauschbar sind und erklaert nebenbei wieso man seit
20Jahren (vgl:mein Link) weiss wo die Probleme liegen, sich aber
nichts aendert.

Allerdings muss uns das alles weder wundern noch muessen wir uns
daran stoeren solange es uns gut geht. :)

Olaf
 
On 05/03/2022 08:34, Eric Bruecklmeier wrote:
Am 03.05.2022 um 08:15 schrieb Gerrit Heitsch:
On 5/3/22 07:55, Eric Bruecklmeier wrote:



[...]


Sie sind schon lange knapp, was aber nicht heißt, daß dafür jeder Betrag bezahlt werden kann - das ist der Trugschluß...

Dann muss eben an anderer Stelle gespart werden damit man sich die nötige Fachkraft leisten kann. Man könnte z.B. einen Blick auf die Managementebene werfen. Sind die alle wirklich nötig?

Das Thema ist deutlich komplexer, als es vielleicht auf den ersten Blick scheint.

Nebenbei: Auch wenn deutlich mehr gezahlt werden würde, stünde ad hoc kein einziger Ingenieur mehr zur Verfügung. Und vermutlich auch später nicht, denn Gehälter werden als Gegenargument für einen Studienbeginn praktisch nicht genannt.

Ich hörte schon oft den Begriff \'Schweinezyklus\' dazu.
Das ist dann halt in DE global bekannt...


--
Mit freundlichen Grüßen
Helmut Schellong var@schellong.biz
 
Rolf Bombach <rolfnospambombach@invalid.invalid> wrote:


Da muss man gar nicht glauben, das ist einfach so.
Allerdings haben die USA auch einen grösseren Vorrat, aus

Das kann man als Motivation sehen. Ich hab als Student auch viel
lieber englische Fachbuecher gelesen auch wenn einem das als Fremdsprache
schwerer viel. Das verbessert dann die Sprachkenntnisse.

dem man schöpfen kann. Und in den Universitäten hat man
einen weitaus brutaleren Wettbewerb als hier.

Klar, die sind ja da auch Dienstleister und werden von den Studenten
bezahlt.

Olaf
 
On Tue, 3 May 2022 11:41:14 +0200, Rolf Bombach wrote:

Heinz Schmitz schrieb:

Ein Teil des Problems liegt eventuell bei den Lehrkräften, die die
Sache so kompliziert und abgehoben wie möglich darstellen. Da sehen sie
doch intelligenter aus. Ich glaube seit langem, dass die Lehrbücher aus
USA viel besser lehren als unsere.

Wenn sich Leute wie DeSantis aus FL und seine Christianisten durchsetzen,
wird das sich auch ändern. TSMC sucht hier in TW schon verzweifelt Leute,
die einigermaßen Englisch können, weil man für die neue Fab in USA keine
brauchbaren Einheimischen findet.


--
Reinhardt
 
Am 03.05.22 um 11:48 schrieb Rolf Bombach:
Eric Bruecklmeier schrieb:

Zu E-Technik an der RUB sage ich jetzt lieber nichts ;-)

\"Eine Diode kann man gar nicht falsch einbauen, da sie nur
zwei Anschlüsse hat.\" Prof. Thomas D., RUB.

Ich LIEBE Sot-23-Dioden!

Gerhard
 
Eric Bruecklmeier wrote:

Am 02.05.2022 um 23:21 schrieb Axel Berger:
Eric Bruecklmeier wrote:
Das kann ich absolut nicht bestätigen, die Erfolgsquote lag bei uns
recht konstant bei irgendwas unter 50% - scheint aber nun weiter abzusinken.

Mir hat eine Privatdozentin unter vier Augen einmal erzählt, es gäbe
Druck mit Androhung von Mittelkürzungen für das Institut, die
Durchfallquote zu senken.

Durch wen?

Geht das nicht an den Gymnasien schon los? Bei wem Viele
durchfallen, der ist ein schlechter Lehrer.
Also senkt man die Ansprüche, dann sinkt die Durchfallquote.

Grüße,
H.
 
Am 03.05.2022 um 11:47 schrieb Rolf Bombach:
Eric Bruecklmeier schrieb:

In den USA (die viele Entwicklungen vorweg nehmen) sieht die Situation
oftmals aus, wie hierzulande in den 50ern und 60ern - Aufgaben die
keiner mehr übernehmen möchte, werden von \"Gastarbeitern\" übernommen.
Das geht bis in die Bereiche der akademischen Ausbildung, man braucht
nicht nur mal die Staff Seite einer EE Fakultät irgendeiner beliebigen
Provinzhochschule anschauen. Solange diese Leute anschließend hier
bleiben habe ich damit kein Problem, aber ich fürchte das führt zu
einem massiven \"brain drain\". Wenn die TUM ihre Studienplätze in
Elektrotechnik nur mit Hilfe von 70% ausländischen Studenten voll
bekommt, dann sollte einem das wirklich zu denken geben...

Das ist nicht nur USA-typisch. \"Mein\" Doktorand war jetzt anderthalb Jahre
an der UNSW Sydney (unfreiwillig verlängert wegen Buschbränden und Corona).
So wie ich das sehe hat es dort bei den Ings kaum je einen einzigen
Inländer.
Masch-Ing praktisch vollständig in Koreanischer Hand. Sehr merkwürdig.

Auf diesem Wege sind wir hier ja auch, nur daß die USA schon etwas
weiter sind.

Eine geniale Lösung habe ich allerdings auch nicht parat. Das Problem
wird sich wohl nur gesellschaftlich angehen lassen, aber das würde ein
Bewußtsein für das Problem voraussetzen.

Man meint wohl, alles liesse sich durch hinreichend lange Diskussionen
lösen.

Nein, daß meint: So lange sich keine Sau dafür interessiert, wird sich
garantiert nichts ändern...
 
Gerrit Heitsch wrote:

Und wenn dieser Aufbau einer neuen Produktsparte abgeschlossen ist -
darf man gehen.

... und jede Menge KnowHow läuft zur Tür raus.

Letztlich ist das entscheidend, was nachgefragt wird. Wenn viel
nachgefragt und bezahlt wird, kann man auch hohe Löhne zahlen.

Wenn man mal eine Stunde durch die eBay-Angebote blättert,
sieht man, was alles an Know-How überflüssig geworden ist:
Röhren-Technologie, bei Radio alles unter 90MHz, Schallplatten,
Magnetträger, CD/DVD, Kernspeicher, Röhren-Monitore, ...

Wenn wir anfangen müssen, uns danach zu richten, was uns noch
an Ressourcen verfügbar ist, können wir zusätzlich alles noch mal
von vorn anfangen. Das ist natürlich auch ein Chance.

Grüße,
H.
 
Am 03.05.22 um 07:55 schrieb Eric Bruecklmeier:

Mag sein, daß es jetzt wirklich knapp wird. Aber das muß jetzt erst
mal jemand glauben.

Sie sind schon lange knapp, was aber nicht heißt, daß dafür jeder Betrag
bezahlt werden kann - das ist der Trugschluß...

Beim Benzin subventioniert man in so einem Fall.

Jetzt kann man sich darüber streiten, ob der Unterschied darin besteht,
daß da Großkonzerne und nicht Einzelpersonen subventioniert werden, oder
ob der Mangel nicht so essentiell ist wie behauptet.

Hanno

--
The modern conservative is engaged in one of man\'s oldest exercises in
moral philosophy; that is, the search for a superior moral justification
for selfishness.
- John Kenneth Galbraith
 
Am 03.05.2022 um 14:01 schrieb Hanno Foest:
Am 03.05.22 um 07:55 schrieb Eric Bruecklmeier:

Mag sein, daß es jetzt wirklich knapp wird. Aber das muß jetzt erst
mal jemand glauben.

Sie sind schon lange knapp, was aber nicht heißt, daß dafür jeder
Betrag bezahlt werden kann - das ist der Trugschluß...

Beim Benzin subventioniert man in so einem Fall.

Und durch welche Art von Subvention soll die Anzahl der Ingenieure denn
erhöht werden?

Im Umkehrschluß:

Wenn die Behauptung

\"Wir haben nicht zu wenig Ingenieure, denn sonst würde besser bezahlt
werden.\"

wahr wäre, gilt dann auch:

\"Wir können auch nicht zu wenig Pflegekräfte haben, denn dort wird
extrem bescheiden bezahlt.\"?
 
Am 03.05.22 um 08:34 schrieb Eric Bruecklmeier:

Nebenbei: Auch wenn deutlich mehr gezahlt werden würde, stünde ad hoc
kein einziger Ingenieur mehr zur Verfügung. Und vermutlich auch später
nicht, denn Gehälter werden als Gegenargument für einen Studienbeginn
praktisch nicht genannt.

Man würde aber fertige Ings aus dem Ausland bekommen. Angebot und
Nachfrage, globalisierter Markt. Siehe USA.

Und sag mir keiner, daß das nicht ginge. Nach dem Zusammenbruch der SU
waren im Westen durchaus fähige Russen in allen möglichen technischen
Jobs zu finden.

Und ja, möglicherweise wandern auch die letzten paar einheimischen
Absolventen ab, wenn die Bezahlung (oder die sonstigen Bedingungen, ist
letztendlich auch eine Art Bezahlung) nicht stimmen. Das ist dann halt
so in einem globalisierten Markt. Siehe wiederum Zusammenbruch der SU.

Hanno

--
The modern conservative is engaged in one of man\'s oldest exercises in
moral philosophy; that is, the search for a superior moral justification
for selfishness.
- John Kenneth Galbraith
 
Wolfgang Allinger schrieb:
On 01 May 22 at group /de/sci/electronics in article jd7a2gF7imeU2@mid.individual.net
u@5i7.de> (Eric Bruecklmeier) wrote:

Die Mär vom guten und brauchbaren Ingenieur, der nur (zufällig) in Mathe
nicht sooo gut war ist längst widerlegt.

Möööp:
Felix Wankel bezeichnete sich selber immer als mathematisches Rindvieh :)

Sein Motor hat sich ja auch rasend schnell durchgesetzt.
Gilt in Punkto Schadstoffbilanz und Verbrauch immer noch
als massgebend. :-]

--
mfg Rolf Bombach
 
Marte Schwarz schrieb:
Und das zweite große Problem, das mir die Studis immer wieder schildern: Sie wissen nicht, was sie fragen sollen. Das wurde bisher gezielt unterdrückt. Im Unterricht keine Fragen stellen bitte, sonst
kommt er Lehrer nicht mit dem Stoff durch. Und dann stehe ich vor den Studierenden und hole mit meinem Mantra aus: Ich bin hier, um gefragt zu werden. Das können Sie nämlich bei Büchern nicht machen.

Das Problem sitzt viel tiefer im Schulwesen. Wenn ich sehe, wer sich das Lehrerdasein noch antut, hab ich auch wenig Hoffnung.

Den Leuten wird ja auch nicht erklärt, was zum Beispiel der Unterschied
zwischen Schule und Hochschule ist. In der Schule ist der Lehrer der Lehrer.
In der Hochschule muss sich der Schüler bemühen (studere, Student).
Eigentlich sollte der Professor nur Hilfe zur Selbsthilfe geben.

Ich habe lediglich in Kursen oder Kurs-ähnlicher Umgebung unterrichtet.
Von Lehrlingen bis post-Docs. Da sind dann a) wenig Leute und b) solche,
die wollen und nicht müssen. Ganz andere Atmosphäre. Ich gab auch immer
interaktiv Unterricht. Immer wieder Fragen einbauen, bis die Leute kapieren,
dass sie Fragen stellen soll(t)en.
Ausserdem habe ich ihnen immer erklärt, sie sollten die Übungen rauspicken,
welche sie voraussichtlich _nicht_ kapieren würden. Und dann die Fragen
notieren. Hat eigentlich ganz gut geklappt.

--
mfg Rolf Bombach
 
On 05/03/2022 14:08, Eric Bruecklmeier wrote:
Am 03.05.2022 um 14:01 schrieb Hanno Foest:
Am 03.05.22 um 07:55 schrieb Eric Bruecklmeier:

Mag sein, daß es jetzt wirklich knapp wird. Aber das muß jetzt erst mal jemand glauben.

Sie sind schon lange knapp, was aber nicht heißt, daß dafür jeder Betrag bezahlt werden kann - das ist der Trugschluß...

Beim Benzin subventioniert man in so einem Fall.

Und durch welche Art von Subvention soll die Anzahl der Ingenieure denn erhöht werden?

Im Umkehrschluß:

Wenn die Behauptung

\"Wir haben nicht zu wenig Ingenieure, denn sonst würde besser bezahlt werden.\"

wahr wäre, gilt dann auch:

\"Wir können auch nicht zu wenig Pflegekräfte haben, denn dort wird extrem bescheiden bezahlt.\"?

In Wirklichkeit werden die Pflegekräfte gar nicht extrem bescheiden bezahlt!
Es fehlt nicht viel, und die erreichen vereinzelt schlecht bezahlte Ingenieure.

Das ist so ähnlich wie bei der Frauenquote in Vorständen:
Wenn der Pool auf dem Arbeitsmarkt für solche Positionen zu 80% mit Männern
gefüllt ist, ist es vollkommen natürlich, daß ungefähr 80% der Vorstände
Männer sind.
Will man das mit Gewalt ändern (Frauenquote), würde man die Konzerne dadurch
mehr oder weniger beschädigen.


--
Mit freundlichen Grüßen
Helmut Schellong var@schellong.biz
 
Eric Bruecklmeier schrieb:
Hanno Foest:
Eric Bruecklmeier:
Mag sein, daß es jetzt wirklich knapp wird. Aber das muß jetzt erst
mal jemand glauben.

Sie sind schon lange knapp, was aber nicht heißt, daß dafür jeder
Betrag bezahlt werden kann - das ist der Trugschluß...

Beim Benzin subventioniert man in so einem Fall.

Und durch welche Art von Subvention soll die Anzahl der Ingenieure denn
erhöht werden?

Im Umkehrschluß:

Wenn die Behauptung

\"Wir haben nicht zu wenig Ingenieure, denn sonst würde besser bezahlt
werden.\"

wahr wäre, gilt dann auch:

\"Wir können auch nicht zu wenig Pflegekräfte haben, denn dort wird
extrem bescheiden bezahlt.\"?

Ob die Frage, knapp oder nicht und wenn ja, was genau, zutreffend
beantwortet wird, spielt erstmal keine Rolle, solange allzuviele Leute
es nicht schaffen, den Blick über den eigenen Tellerrand zu erheben und
sich lieber in Nabelschau ergehen, um die eigene Unentbehrlichkeit
gegenüber allen anderen herauszustellen. Wenn man so lesen darf, die
Führungskräfte seien alle unfähig, BWLer ohnehin samt und sonders
überflüssige Volltrottel, so spricht das stark für eine jedenfalls in
dieser Beziehung wenig ausgeprägte Beurteilungskompetenz mancher Leute.
Das klingt nicht anders als die Aussage eines Bandarbeiters in einem
Automobilwerk, welcher mal der Meinung war, \"all die vielen Weißkittel
und die Grünbemäntelten\", welche tatenlos im Werk herumliefen und nur
über die Leistungen der Arbeiter am Band nörgelten, kosteten nur
überflüssig Geld und schmälerten unnötig die Löhne der produktiven
Mannschaft, weil doch keiner der \"Weißkittel\" ein Auto baue.
Das ist zwar alles durchaus verständlich und zutiefst menschlich, weil
wohl jeder, der eine etwas mehr, der andere etwas weniger, dazu neigt,
sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen und am besten auf ein Podest
zu klettern, aber es wird der Realität nunmal in keiner Weise gerecht
und hilft vor allem auch niemandem irgendwie weiter.
Wer dann noch gelegentlich erlebt hat, wie austauschbar all die vielen
Unentbehrlichen sind, ein kleiner Herzinfarkt oder ein Autounfall genügt
ja nicht selten, um eine Stelle neu besetzen zu müssen, der lernt
dadurch auch ein bischen Demut und schafft es im besten Fall, seine
eigene Bedeutung in der Welt ein wenig realistischer zu sehen.
Und wer gar alle Probleme allein aufs Geld reduziert sehen will, der
muss halt auch daran denken, dass niemand die Gehälter anheben kann,
wenn es nicht möglich ist, die dadurch entstehenden (Mehr-)Kosten vom
Kunden wieder zu bekommen, sei es durch höhere Preise des Produkts, sei
es durch Steigerung der Produktivität.
Bessere Ideen werden seit Jahrzehnten gesucht, sind aber offenbar eher
selten aufzutreiben

MfG
Rupert
 
Am 03.05.22 um 14:08 schrieb Eric Bruecklmeier:

Mag sein, daß es jetzt wirklich knapp wird. Aber das muß jetzt erst
mal jemand glauben.

Sie sind schon lange knapp, was aber nicht heißt, daß dafür jeder
Betrag bezahlt werden kann - das ist der Trugschluß...

Beim Benzin subventioniert man in so einem Fall.

Und durch welche Art von Subvention soll die Anzahl der Ingenieure denn
erhöht werden?

Wird denn die Menge des Benzins durch die Subvention erhöht? Gerade eben
meintest du doch selber noch, das Problem wäre, daß die aufgerufenen
Preise nicht bezahlt werden könnten.

Im Umkehrschluß:

Wenn die Behauptung

\"Wir haben nicht zu wenig Ingenieure, denn sonst würde besser bezahlt
werden.\"

wahr wäre, gilt dann auch:

\"Wir können auch nicht zu wenig Pflegekräfte haben, denn dort wird
extrem bescheiden bezahlt.\"?

Selbstverständlich gilt das genauso. Ingenieure wechseln z.B. ins
Management (auch fachfremd!), weil da besser bezahlt wird, und daß
haufenweise Pflegekräfte wegen Bezahlung und Arbeitsbedingungen gerade
die letzten beiden Jahre hingeschmissen haben, solltest du eigentlich
mitbekommen haben.

Hanno

--
The modern conservative is engaged in one of man\'s oldest exercises in
moral philosophy; that is, the search for a superior moral justification
for selfishness.
- John Kenneth Galbraith
 

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